Manche Dinge... ...wären ohne Verpackung kaum denkbar. Über 95 % aller Waren und Güter werden verpackt.
  • Endlich wieder Praxis

    von Prof. Dr.-Ing. Hans Demanowski 14. Februar 2023

    Nach dreijähriger Unterbrechung durch die Corona-Vorschriften konnten die Studenten des Studiengangs Verpackungstechnik im Januar 2023 endlich auch den Exkursionsbetrieb im Berliner Raum wieder aufnehmen. Besichtigungen in der Praxis sind ein wichtiger Teil der Ausbildung und durch Theorie nicht zu ersetzen, weshalb die staatlichen Verbote eine besondere Beeinträchtigung und Benachteiligung einer ganzen Studentengeneration darstellen.

    Um so erfreulicher war es, dass uns die traditionell kooperierenden Firmen wieder mit offenen Armen empfangen (und sogar wiedererkannt!) haben.

    Besucht wurden die Unternehmen Panther Packaging und Wepoba in Wustermark, die Leipa Papierfabrik in Schwedt und das Ardagh Glaswerk in Neuenhagen.

    In Wustermark wurde den Teilnehmern neben der traditionellen Besichtigung der Wellpappenfertigung und -verarbeitung sowie der Display-Produktion erstmals auch ein Workshop angeboten, bei welchem spezielle Displays aus dem flachliegenden Zustand zusammengesetzt werden mussten. Als gut vorbereiteten Verpackungstechnikern gelang den Studenten der Aufbau schneller als erwartet. Da wird Panther Packaging für das nächste Mal um eine Erhöhung des Schwierigkeitsgrades wohl kaum herumkommen. Bemerkenswert war das kräftige Wachstum der Unternehmensgruppe, das in Wustermark buchstäblich mit Händen zu greifen war: Die zurückzulegenden Wege waren aufgrund der Expansion der Produktionsanlagen ein weiteres Mal deutlich länger geworden. Daneben wird auch in eine zusätzliche Energieversorgung auf Heizölbasis investiert, um notfalls autonom auf Unterbrechungen reagieren zu können.

    Auch die Papierfabrik in Schwedt befindet sich trotz schwieriger Marktbedingungen auf Wachstumskurs. Durch Zukäufe und erhebliche Investitionen produziert sie neben dem traditionellen Magazinpapier seit einiger Zeit auch leichten Verpackungskarton. Der Weg durch das Firmengelände und die Produktionsanlagen ist beeindruckend, aus Zeitgründen konnten nur zwei der fünf Papiermaschinen besichtigt werden. Die modernste von ihnen produziert auf 8 m Breite. Das ist zwar nicht Weltrekord, aber nahe dran. Bemerkenswert ist, dass die Schwedter Papierfabrik ausschließlich auf Basis von Altpapier arbeitet. Die dabei zwangsläufig anfallenden Fremdstoffe (wie z.B. Schnipsel von Kunststofffolien, die für ein Recycling nicht mehr in Frage kommen) tragen zur internen Energieversorgung bei. Sie werden verbrannt und senken damit die Energiekosten des Unternehmens.

    Energiesorgen treiben auch Ardagh Glas in Neuenhagen um, der dritten Station der Exkursion. Hier wird auf modernen Anlagen Behälterglas für Verpackungszwecke produziert. Die Glasschmelze erfolgt bei weit über 1000 Grad Celsius, weshalb eine Unterbrechung der Erdgasversorgung schwerste Folgen hätte: Einmal ausgekühlt lässt sich die kürzlich erneuerte Glaswanne nicht einfach wieder in Betrieb nehmen. Sie wäre dann schrottreif. Die Produktion läuft deshalb das ganze Jahr und ohne Feiertagsunterbrechungen 24 Stunden täglich. Mit witterungsabhängigen „erneuerbaren“ Energien allein (Energie lässt sich natürlich nicht „erneuern“ – siehe Energieerhaltungssatz!) kann eine solche Produktion nicht betrieben werden, während die perfekt recycelbaren Produkte einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Um die durch politische Entscheidungen unsicher gewordene Energieversorgung zu puffern wird deshalb in eine Notfallreserve auf Erdölbasis investiert. Neben den erhöhten Energiekosten schlagen solche – in stabilen Ländern eigentlich unnötige – Investitionen natürlich auf die Preise durch, verschlechtern die Wettbewerbssituation und tragen zur Inflation bei. Trotzdem blickt man in Neuenhagen positiv in die Zukunft. Moderne Produktionsanlagen, hohes Qualitätsniveau und gut ausgebildete Mitarbeiter geben auch Grund dazu.

    Allen empfangenden Unternehmen gilt unser herzlicher Dank! In der einen oder Form werden sie sicherlich auch von unseren gut ausgebildeten Verpackungsingenieuren profitieren.